Runder Tisch Holweide
Runder Tisch Holweide

Naturdenkmal NDl 904.01, Sequoia Gigantea in Holweide

Einen Beitrag von Walter Müller aus der Ferrenbachstraße

Nicht vielen Holweider BürgerInnen ist bekannt, dass an der Ecke Bergisch Gladbacher Str/ Ecke Johann-Bensberg-Straße das einzige Naturdenkmal unseres Stadtteiles zu bewundern ist. Es handelt sich um eine im amtlichen Verzeichnis der Stadt Köln unter der Nr. NDl 904.01 registrierte stattliche Sequoia Gigantea, umgangssprachlich als Mammutbaum bezeichnet.

 

Die Baumart Sequoia Gigantea

Diese Baumart, von der angenommen wird, dass sie vor der Eiszeit auch in Europa angesiedelt war, ist heute nur noch im Westen der USA beheimatet. Dort wachsen auch die ältesten und größten Exemplare, wie auch der wohl bekannteste, „General Sherman Tree“ genannte Baum im Giant Forest des Sequoia-Nationalparks im US-Bundesstaat Kalifornien. Er misst 83 m in der Höhe und hat einen Stammdurchmesser von 11 m. Sein Alter wird auf etwa 1900 bis 2500 Jahre geschätzt.

 

Nach Europa kamen die Bäume dann wieder Mitte des 19. Jahrhunderts. So begann 1853 eine Gärtnerei in Essex (Großbritannien) mit der Anzucht und dem Verkauf von Sequoiapflanzen.

Erste Pflanzungen wurden in Deutschland in drei Fällen ab 1856 nachgewiesen:
1856 soll eine Sequoia Gigantea in Oldenburg gepflanzt worden sein, die jedoch infolge eines Blitzeinschlages zerstört wurde.
1857 wurden sechs Bäume in Burbach bei Saarbrücken im Garten eines Mühlenbetriebes gepflanzt. Von denen jedoch keine älter als 30 Jahre wurde.
1859  wurde in Simmersfeld im Nordschwarzwald eine Sequoia Gigantea auf dem Grab des verstorbenen Gemeindepfarrers gepflanzt. Aus Kalifornien brachten Verwandte anlässlich der Beerdigung die Pflanze mit. Dieser mittlerweile mächtige Baum beherrscht heute eindrucksvoll das Bild des Friedhofes.


Darüber hinaus gibt es kaum eindeutige und belastbare Belege über die Pflanzdaten der heute in Parks und an exponierten Stellen zu findenden alten Bäume.


In Köln findet man Sequoias noch in der Flora und auf dem Südfriedhof. Darüber hinaus wurden nicht weit von Holweide im 1961 am Dünnwalder Wildpark angelegten Arboretum auch Sequoias gepflanzt. Denen haben jedoch die letzten Dürrejahren erheblich zu schaffen gemacht und einige sind dem Wassermangel zum Opfer gefallen.

 

Wie alt ist die Holweider Sequoia?

Für „unser Exemplar“ muss hinsichtlich der Alterseinschätzung ein wenig auf die Geschichte Holweides eingegangen werden:


Nach dem Abzug der Franzosen 1815 übernahm Preußen das Rheinland und reorganisierte dabei, jedoch unter weitgehender Beibehaltung der alten napoleonischen Grenzen, auch die Verwaltung im rechtsrheinischen Köln.  In dem Bereich östlich von Mülheim wurde die nun Preußische „Bürgermeisterei Merheim“ eingerichtet. Der Wohnort des Bürgermeisters war dabei auch Sitz der Verwaltung. Sie umfasste die Gebiete von Merheim, Wichheim Schweinheim, Strunden, Rath, Brück und Dünnwald und reichte bis nach Stammheim und Flittard. 1905 wurde dann Strunden in Dellbrück umbenannt und 1910 entstand aus Wichheim, Schweinheim und Schnellweide der Ortsteil Holweide.


1846 wurde der hier ansässige Balthasar Bensberg zum Bürgermeister gewählt und der Verwaltungssitz, weiterhin unter dem Namen „Bürgermeisterei Merheim“, auch hierher verlegt. Zunächst waren angemietete Räume auf der Bergisch.-Gladbacher- Str. Sitz des Bürgermeisters. Nachdem 1877 Balthasar Bensberg in den Ruhestand getreten war, folgte ihm sein Sohn Johann Bensberg 1878 ins Amt des Bürgermeisters. Die Zunahme der Bevölkerung erforderte nun auch eine Vergrößerung der Verwaltungskapazitäten und so plante man einen neuen angemessenen Verwaltungssitz. Diese  neue Bürgermeisterei wurde 1900 – am Standort der heutigen Evangelischen Freien Gemeinde neben der 1906 entstandenen Straßenbahntrassse der KVB – errichtet.


Die Selbstständigkeit hatte dann, nach dem Abschluss der Verhandlungen über die Eingemeindung der Bürgermeisterei Merheim nach Köln am 31.12.2012, mit seinem Inkrafttreten zum 01.04.1914 ein Ende. Das Gebäude selbst fiel einem Bombentreffer des Zweiten Weltkrieges zum Opfer.

 

Es ist davon auszugehen, dass nun entweder mit dem Plan zum Bau der neuen Bürgermeisterei auch eine repräsentative Umgebungsbepflanzung - möglicherweise mit der damals gerade in Mode gekommenen Baumart Sequoia - angedacht war, oder aber die Pflanzung im Zusammenhang mit der Errichtung des Gedenkkreuz der Familie Balthasar Bensberg  und seiner Ehefrau Elisabeth Burgesser im Jahr 1875 erfolgte, was unter Berücksichtigung des Standortes in unmittelbarer Nähe des Denkmals wahrscheinlicher erscheint.
Dann wäre also der Zeitraum von 1875 bis 1900 als Pflanzzeit des Baumes anzunehmen. Er hätte also heute ein Alter von 121 bzw. 146 Jahre. Diese Annahme deckt sich auch in etwa mit den Schätzungen der Experten des Umwelt- und Verbraucherschutzamtes der Stadt Köln, welches für die Pflege und den Erhalt dieses Baumes zuständig ist.

Die aktuelle Situation der Sequoia Gigantea

Vor gut zwei Jahren zeigten sich auch an „unserem Baum“ als Folge der Trockenheit erstmals erhebliche Dürreschäden. Das hierzu zunächst kontaktierte Grünflächenamt verneinte seinerzeit, entgegen der Aussage eines amtlichen Baumsachverständigen, mit nicht nachvollziehbarer  Begründung die Notwendigkeit einer Bewässerung. Dass dabei die Zuständigkeit für diesen Baum, wie schon erwähnt, infolge seines Standortes auf einem Privatgrundstück, nicht dort, sondern im Amt für Umwelt und Verbraucherschutz  angesiedelt ist, stellte sich erst im weiteren Verlauf der Recherche heraus.

Nachdem dann der städtische Wasserversorger, die  Rheinenergie AG auf Anfrage einer Wasserspende zustimmte, hat die Löschgruppe Holweide der Freiwilligen Feuerwehr mit ihrem Tanklöschfahrzeug dem Baum dankenswerterweise Gießwasser zugeführt. Es ergab sich dabei jedoch die Erkenntnis, dass mit dieser Gießmethode leider nur ein Teil des Wassers zu den Wurzeln dringen konnte.


Im Jahr 2020 entfiel leider die Zusage einer Wasserspende durch die Rheinenergie AG. Jedoch konnte in Absprache mit dem Amt für Umwelt- und Verbraucherschutz die Grundstückseigentümerin, die Wohnungsbaugesellschaft „Mieterschutz e.G.“ gewonnen werden, dem Baum in Abhängigkeit von der Wettersituation regelmäßig Wasser zuzuführen. Die Kosten der im Jahr 2020 für das Gießen des Baumes aufgebrachten 141 m3 Wasser wurden zunächst von der Wohnungsbaugesellschaft übernommen, dann aber, nach einem Beschluss des Amtes für Umwelt- und Verbraucherschutz, von der Stadt Köln erstattet.

 

Zusätzlich wurde 2020 eine durch die Stadtverwaltung beauftragte, umfangreiche Baumpflegemaßnahme unter anderem mit Bodenbelüftung sowie einer Spezialdüngung durchgeführt.


Ab dem Jahr 2021 ist nun eine, natürlich von den Niederschlägen abhängige Wasserversorgung des Baumes durch den Hausmeister der Wohnungsbaugesellschaft sichergestellt. Die ermittelten Kosten  werden dabei nun am Jahresende ermittelt und von der Stadt Köln beglichen.


So ist jetzt, Dank hierfür an alle kontaktierten und beteiligten Personen und Institutionen, eine auf Dauer gesicherte Versorgung unseres Naturdenkmals gewährleistet und wir können uns alle weiterhin an dem Anblick dieses, hoffentlich noch lange die Zukunft Holweides begleitenden stattlichen Baumes erfreuen.

 

Quellen: 

-Dokumentation Botanischer Giganten in Deutschland - das Projekt Mammutbaum -, Dr.  Lutz Krüger
-Projekt Mammutbaum e.V., Bochum
-Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 868
-„Grundwasser in Köln“, eine Information der Stadtverwaltung

-Dr. Karl Dietmar, „Die Chronik Kölns“

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© Lis Nörgaard, 2016

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